Die Entstehung einer Premiumzigarre

Ursprung

Die exakte geografische und historische Herkunft der Zigarre ist nicht bekannt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass in Südamerika schon seit Jahrtausenden Tabak in Tabakspfeifen und anderen Formen geraucht wird. Manche indigenen Völker Südamerikas gebrauchten bei sakralen Ritualen zigarrenähnliche Tabakprodukte, durch die Priester mit den Göttern in Kontakt treten konnten. Später wurde dieses Privileg wohl auf die Stammeshäuptlinge ausgeweitet.

Die weltweite Verbreitung der Zigarre geht auf die Kolonialzeit zurück. Christoph Columbus soll der erste Europäer gewesen sein, der im 15./16. Jahrhundert auf Kuba mit Tabak in Kontakt kam. Im 18. Jahrhundert brachten britische Seeleute und Soldaten kubanische Zigarren in die nordamerikanischen Kolonialgebiete, wo dann auf neu errichteten Plantagen bald vermehrt Zigarren hergestellt wurden.

Während des 19. Jahrhunderts war das Zigarrenrauchen in Europa sehr verbreitet und die Herstellung von Zigarren wurde ein wichtiger Industriezweig.

Heute wird der Tabak für Zigarren vor allem in Mittelamerika, Südamerika und der Karibik angebaut. Besonders bekannt für ihre Zigarren sind Kuba, die Dominikanische Republik, Honduras, Nicaragua und Brasilien. Indonesien und die Philippinen sind zwei der wenigen Länder in Asien, die Zigarren herstellen; besonders die Insel Sumatra ist für ihre Zigarren bekannt. In vielen dieser Länder spielen Zigarren als Exportfaktor eine Rolle; dabei unterliegt die Tabakwirtschaft durch wetterbedingte Ernteausfälle großen Schwankungen.

Der Tabak

Im September / Oktober werden die stecknadelgrossen Tabaksetzlinge in die vorbereiteten Saatbeete gepflanzt. Nach 40 bis 50 Tagen werden die Setzlinge in Reih und Glied auf die Vegas ins freie verpflanzt. Die Pflanzen, welche später für die Deckblätter (capa) verwendet werden, wachsen geschützt unter einem Dach aus gespannten Tüchern auf. Dies reduziert die Sonneneinstrahlung, womit der Tabak milder bleibt.

Nach weiteren 40 bis 50 Tagen ist der Tabak reif für die Ernte. Während dem Wachstum werden die Blüten entfernt, damit die Kraft und die Nährstoffe möglichst in die Tabakblätter gelangen.

An jeder Pflanze befinden sich drei Hauptgruppen von Blättern. Die unterste Lage heisst „Volado“. Dies sind die Blätter mit dem mildesten Geschmack und haben einen vorzüglichen Abbrand. Die mittlere Lage heisst „Seco“, welche ein mittelstarkes Aroma entwickeln. Diese Lage ist die ertragsreichste. Die oberste Lage heisst „Ligero“. Es sind die Blätter mit dem stärksten Aroma, weisen aber auch den schlechtesten Abbrand auf. Deshalb werden diese Blätter später in der Cigarre möglichst im Zentrum der Cigarre (Mitte) eingearbeitet, da dort die Temperatur am Höchsten ist. Der oftmals zu beobachtende Kegel in der Cigarrenmitte, der während dem Rauchen zu beobachten ist, erklärt den hemmenden Abbrand des Ligero, insbesondere wenn eine Cigarre etwas zu schnell geraucht wird. Aus diesem Grund ist beim Rauchen einer Cigarre muse angesagt, damit diese gleichmässig abbrennen kann und sich die Aromen nicht einseitig entwickeln.

Nachdem die Tabakblätter gepflückt sind – diese werden schrittweise pro Pflanze gepflückt – werden die Blätter nach Grösse und Struktur sortiert. Die Farben spielen zu diesem Zeitpunkt noch keine Rolle. Die Tabakblätter werden zu einem Paar gebunden und über eine Holzstange gehängt.

Diese Stange oder „Cujes“ wird im Tabakschuppen (Secatero) dann zum Trocknen in einer Holzkonstruktion eingehängt. Die Durchlüftung dieser Tabakschuppen wird mit Öffnungen im Dach und den Wänden kontrolliert, sodass die Tabakblätter in einer Zeitdauer von fünf bis acht Wochen unter dem warmen streichelnden Wind trocknen.

Der Feuchtigkeitsgehalt in den Blättern schwindet, die Blätter erhalten zuerst eine gelbe, dann nach und nach eine braune Farbe. Die Holzstangen werden im Trocknungsschuppen je nach Reifungsprozess in andere Ebenen umgehängt.

Wenn die Tabakblätter getrocknet sind, werden diese von den Stangen genommen und nach Farbe, Grösse und Struktur sortiert. Dies geschieht in den sogenannten Packhäusern der Fabriken. Nach der Sortierung werden die Blätter zu Bündeln von 20 Tabakblättern gebunden.

Das Rollen

Die Tabakmischungen kommen dann für eine Tagesproduktion abgepackt zum Torcedor oder zur Torcedora. Diese Mischungen bestehen aus Einlage, Umblatt und Deckblatt. Zuerst wird nun die Einlage aus verschiedenen Tabakblättern zusammengestellt (Anteil Volado, Seco, Ligero). Dabei ist die Einlagemenge abhängig vom Cigarrenformat, welches gerollt wird. Der Roller hat klare Anweisungen, wie viele Anteile von jedem Blatt in die Einlage gelangen. Danach wird die Einlage mit einem Umblatt umwickelt. Das Brandende wird auf die Formatlänge der Cigarre abgeschnitten.

Der Wickel wird dann zur endgültigen Formgebung in die Pressbox eingelegt. Ist diese Box voll, wird diese in die Presse gelegt. Der Anteil des Tabaks bestimmt den Zug einer Cigarre. Wird zu viel Tabak in die Einlage gefüllt, verdichtet sich der Tabak während dem Pressvorgang so stark, dass der Zugwiderstand zu gross wird. Der Pressvorgang gibt der Cigarre ihre Endform, die Festigkeit und die Stabilität.

Nach dem Pressen werden die Cigarren auf einen optimalen Zugwiderstand getestet. Dabei konnten wir in den Fabriken beobachten, dass die Toleranzgrenze dieses Zugwiderstandes doch recht hoch ist. Die Premiumcigarren, welche bei dieser Kontrolle durchfallen werden zerkleinert und der Tabak landet in Short-Filler Cigarren, welche maschinell gefertigt werden.

Nach der Zugkontrolle wird das Deckblatt angebracht, welches für das Aussehen und den Geschmack das wichtigste Element der Cigarre darstellt. Ca. 30% des Geschmackaromas steuert das Deckblatt der Cigarre bei. Für die Augen des Cigarrenliebhabers ist das Deckblatt die optische Messgrösse: Die Qualität des Deckblattes, die Struktur, die Aderung und der Duft vermitteln grosse Vorfreude auf den bevorstehenden Rauchgenuss. Das Anbringen des Deckblattes erfordert grosses Geschick und wird mit der Chaveta vorgängig zurechtgeschnitten. Das Deckblatt wird dann gespannt, der Wickel diagonal drauf gelegt und unter Zug aufgerollt. Damit das Deckblatt hält, wird der Rand des Deckblattes mit dem Zeigfinger mit Naturharz betupft. Das Kopfende der Cigarre wird ebenfalls mit dem Deckblatt Verschlossen. Nach dem Rollen folgt der Formatschnitt mit der Guillotine. Die Cigarre wird teilweise in eine Schablone gehalten (gelegentliche Stichprobe), um den Durchmesser zu prüfen. Je nach Format stellt ein Cigarrenroller 50 bis 130 Cigarren pro Tag her. So ist eine Partagas Salomones weit aufwändiger in der Fertigung, als ein Coronaformat.

Der Roller oder die Rollerin legt die Cigarren in das entstehende Bündel, welche er in 25er oder 50er Bündel zusammenbindet. Diese Cigarren erhalten anschliessend nochmals eine Ruhephase von sechs bis acht Wochen. Sie müssen einen Teil der Feuchtigkeit verlieren, welcher der Tabak im Laufe der Verarbeitung aufgenommen hat.

Anschliessend folgt die Qualitätskontrolle und die Farbsortierung der Cigarren. Dazu werden die Cigarren auf einem Tisch ausgelegt und genau inspiziert. Die geübten Augen der Kontrolleure ermöglichen ein schnelles Sortieren. Danach werden die Bauchbinden angebracht und mit Naturharz geklebt. Anschliessend werden die Cigarren in Kistchen abgefüllt, mit Stempel und Garantiesiegel verschlossen.

Die Bilder zu diesem Beitrag stammen allesamt aus Kuba.